Fall Nr. 478

 

Doppellektion Sport an einer Kantonsschule im Aargau

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Klasse: 18 Schüler, die von zwei Klassen (1a und 1c) für den Sportunterricht zusammengezogen werden.
Alter: zwischen 15 und 17 Jahren
Zeit: Dienstagmorgen von 7:30 - 9:05 Uhr
Kontext: Es ist die vierte Doppellektion im Wintersemester. Die vergangenen drei Doppellektionen waren zum Thema "Geräteturnen". Diese Lektion soll eine Vertiefungsmöglichkeit bieten.

Es ist 7:20 Uhr und die ersten Schüler treffen in der Halle ein. Pünktlich um 7:30 Uhr werden 16 der 18 Schüler begrüsst. Die Lehrperson hat bereits festgestellt, dass Lukas und Sebastian fehlen und fragt nach, ob jemand etwas von diesen beiden Schülern wisse.
Nach der Anwesenheitskontrolle wird den Schülern der Lektionsverlauf vorgestellt: Es geht um eine Vertiefung zu den erfahrenen Bewegungsabläufen der letzten drei Wochen. Der Lehrer fragt die Schüler, welche Elemente gemeint seien, und erhält die korrekten Antworten: Wandsalto, Healy und Stützüberschlag. Weiter ergänzt der Lehrer, dass sie heute die Möglichkeit hätten, eines dieser drei Elemente auszuwählen und zu vertiefen. Nach weiteren Anmerkungen zum Ablauf der Lektion wird das Aufwärmen instruiert.
Der Lehrer erklärt den Schülern, dass sie mit gemütlichem quer durcheinander Joggen beginnen sollen. Später wird das Joggen durch weitere Aufwärmübungen wie Rückwärtsrennen, Armkreisen oder Ähnliches ersetzt. Wenn er pfeife, sollen die Schüler sich zu Dreiergruppen zusammenschliessen und eine „Pyramide" bilden, bei der sie je nach Anweisung mit einer vorgegebenen Anzahl von Füssen und Händen den Boden berühren dürfen. Anschliessend an diese Aufwärmübung wird ein Kreis gebildet und es werden verschiedene statische Dehnübungen von der Lehrperson vorgezeigt, welche dann von den Schülern nachgemacht werden. Zum Schluss des Aufwärmens wird eine Ganzkörperspannungsübung durchgeführt, die die Schüler bereits kennen. Dabei wird ein Schüler in gespannter I-Position von zwei Mitschülern hin und her bewegt.
Für die Organisation des anschliessenden Hauptteils fragt der Lehrer die Schüler, wer welche Bewegungsform vertiefen wolle. Er fügt an, dass es heute um die Vertiefung und Verbesserung einer einzelnen Endform gehe und nicht, wie in den vergangenen Lektionen, um das durch verschiedene Aufgaben ermöglichte Erleben aller drei Elemente. Zu Beginn würden die meisten noch mit Hilfestellungen arbeiten. Das Ziel dieser Stunde sei, diese bis zum Ende der Lektion zu vermindern oder ganz wegzulassen.
Die Mehrheit der Schüler (10 davon) wählt den Überschlag am Minitrampolin und je drei Schüler möchten den Wandsalto respektive den Healy vertiefen. Der Lehrer fordert die Schüler auf, ihre Posten, wie sie im Hallenplan am Whiteboard aufgezeichnet sind, aufzustellen und anschliessend mit dem Üben loszulegen. Auch betont er nochmals, dass je nach Können noch mit der Hilfestellung gearbeitet werden solle. Für die Hilfestellungen sollen sie sich selbständig organisieren und wenn es noch Unklarheiten dazu gäbe, sollen sie bei ihm nachfragen.
Die Selbständigkeit der Schüler beim Wandsalto und beim Healy ist gut. Beim Überschlag herrscht dagegen von Anfang an ein ziemlich grosses Chaos. Diese Gruppe hat fast 10 Minuten gebraucht bis sie ihre Anlage mit zwei dicken, zwei 16er-, einer dünnen Matte, einem Kasten und einem Trampolin aufgestellt hat. Beim selbständigen Üben ist eine gewisse Eigendynamik in der Gruppe entstanden. Es wurden halsbrecherische Sprünge ausprobiert und hinten in der Reihe ist es beim Anstehen zu kleinen Kämpfen gekommen, worauf der Lehrer sie zusammennimmt und ihnen klar und deutlich sagt, dass dies nicht geduldet werde. Anschliessend verbessert sich die Lage und es macht den Anschein, als wüssten nun alle, was zu tun ist. Kurz darauf kommt der einzige Geräteturner der Klasse zum Lehrer und sagt, dass es ziemlich langweilig für ihn sei, weil er schon alles könne. Aufgrund dessen fordert der Lehrer den Schüler auf, die Gruppe zu coachen. Am besten bleibe er vorne bei der Sprunganlage und könne je nach Verlangen seiner Kollegen eine Hilfestellung bieten und ihnen ein Feedback geben.
Als alle wissen, was zu tun ist, holt der Lehrer ein iPad hervor und geht zur Gruppe "Wandsalto". Diese ist sehr motiviert und ist bereits so weit, dass sie nur noch mit einer Hilfsperson arbeitet. Er filmt die einzelnen Schüler mit dem iPad und zeigt ihnen mit Hilfe des Programms „Coachs Eye", wo ihr Verbesserungspotential liegt. Anschliessend geht er zur Gruppe "Healy" und macht das Gleiche. Als er bei der Gruppe "Überschlag" ankommt, nimmt er den Geräteturner zu sich, erklärt ihm das Programm und lässt ihn die Feedbackrunde mit seinen Kollegen machen. Als fast alle der Gruppe "Stützüberschlag" ein Feedback bekommen haben, merkt der Lehrer, dass die Schüler langsam ausgepowert sind und die Motivation nicht mehr sehr hoch ist. Deshalb entscheidet sich der Lehrer spontan, um 08:40 Uhr die Posten wegzuräumen und zum Schluss noch ein Fussballspiel zu spielen.
Die meisten Schüler freuen sich und zeigen nochmals guten Einsatz. Zum Ende der Lektion nimmt der Lehrer die Klasse zusammen und verabschiedet sich.