EPiC PE 3:1

 
 

Professionelle Kompetenzen von Sportlehrpersonen und ihre Wirkungen auf Unterricht und Schülerleistungen (EPiC PE 3:1)

Finanzierung: Schweizerischer Nationalfonds SNF
Laufzeit: 01.02.2019 bis 31.01.2024 (Abgeschlossen)
Zugesprochener Betrag: 734'401 CHF

Nachdem die grossen large-scale-Studien wie TIMSS, PISA oder IGLU auf die Messung von Schülerkompetenzen fokussierten, sind in den letzten Jahren wieder vermehrt die Lehrperson und das Unterrichtsgeschehen in den Blickpunkt des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Interesses gerückt. So wurden verschiedene Studien durchgeführt, welche die Genese (z.B. TEDS-LT, LEK, PaLea, OBSERVE) oder die Wirkungen (z.B. COACTIV) professioneller Kompetenzen untersuchen. Diese Studien belegen in verschiedenen Fachbereichen positive Wirkungen professioneller Kompetenzen für schulische Lehr-Lernprozesse und Schülerleistungen. Aus der Perspektive der Fachdidaktiken hat sich dabei insbesondere der auf Shulman (1986; 1987) zurückgehende Kompetenzbereich des Pedagogical Content Knowledge (PCK) als relevante Einflussgrösse herausgestellt.

Während also in verschiedenen Fachbereichen empirische Befunde zu den Effekten von Lehrerkompetenzen auf die Unterrichtsgestaltung und den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülerinnen vorliegen, fehlen diese für den Fachbereich Sport weitgehend. Insbesondere mangelt es an Untersuchungen, welche die implizite Wirkungskette (Terhart, 2012) von den professionellen Kompetenzen der Lehrperson über die Qualität des unterrichtlichen Handelns (Performanz) bis hin zum Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler im Fach Sport systematisch verbinden. Darüber hinaus fehlt es bisher an validen Wissenstests bzw. Instrumenten zur Erfassung professioneller Kompetenzen oder professionellen Handelns von Lehrpersonen im Fach Sport. Auf Schülerseite existiert zwar eine Reihe von Testverfahren zu motorischen und sportmotorischen Fähigkeiten, aber es gibt kaum Erhebungsinstrumente, die kognitive Aspekte oder komplexere sportive Handlungen erfassen.

Das geplante Projekt setzt bei diesen Forschungsdesideraten an und zielt darauf ab, die Interdependenzen und Wirkungen professioneller Kompetenzen von Sportlehrpersonen empirisch zu überprüfen. Im Fokus stehen folglich (1) die Erfassung und die Ausprägung professioneller Kompetenzen von Sportlehrpersonen, (2) die Wirkungen der professionellen Kompetenzen auf den Sportunterricht sowie (3) auf den Lernertrag der Schülerinnen und Schüler im Sport. Zur Beantwortung der Forschungsfragen ist ein längsschnittliches Untersuchungsdesign mit einer vorangehenden Instrumentenentwicklungs- und Pilotierungsphase vorgesehen. Die Stichprobe umfasst mindestens 250 Sportlehrpersonen und höhersemestrige Studierende des Fachs Sport mit Zielstufe Sekundarstufe I. Dabei führen die Sportlehrpersonen mit ihren eigenen Klassen (ca. 120 Klassen mit 1'800 Schülerinnen und Schülern) eine Unterrichtsreihe durch, in welcher Lernziele und Lernzeit vorgegeben sind. Basierend auf dieser Unterrichtsreihe werden das unterrichtliche Handeln und die Schülerleistungen erfasst (pre-posttest Design). Um eine inhaltliche Verknüpfung zwischen dem zu erfassenden Professionswissen, der Durchführung des Unterrichts und den gemessenen Schülerleistungen (Wissen und sportive Handlungen) zu gewährleisten, wird die Untersuchung auf drei ausgewählte curriculare Kompetenzbereiche beschränkt, nämlich auf einen spielerisch-taktischen Bereich (Basketball), einen sportmotorisch-technischen Bereich (Hochsprung) und einen ästhetischen Bereich (Tanz).

Die ambitionierten Forschungsziele lassen sich mit den beantragten Mitteln nur realisieren, weil das geplante Forschungsprojekt auf umfassende eigene Vorarbeiten zurückgreifen kann. So schliesst die Studie konzeptionell und methodisch an den PCK-Studien der Pädagogischen Hochschulen FHNW und St.Gallen zu professionellen Kompetenzen von Sportlehrpersonen, der Pilotstudie zur Messung von Schülerkompetenzen der Arbeitsgruppe Fach und Sprache (EHSM) und weiteren spezifischen Untersuchungen der Projektpartner an.

Die Untersuchung der professionellen Kompetenzen von Sportlehrpersonen und ihre Wirkungen auf Unterricht und Schülerleistungen hat neben der erwähnten wissenschaftlichen Bedeutung auch eine hohe praxisbezogene Relevanz. Insbesondere werden Hinweise für die Weiterentwicklung der Lehrerausbildung und von Weiterbildungsangeboten für Lehrpersonen erwartet, speziell in der noch wenig beforschten Disziplin Fachdidaktik Sport.

Projektmitarbeitende

Roland Messmer
Christian Brühwiler
Jolanda Vogler
Matthias Wittwer
Sonja Büchel
Felix Kruse
André Gogoll