Fall Nr. 29

 

Spielverweigerung

Schlüsselsatz: Auch im Spiel, das fair, aber sehr engagiert verlief, steht Remo nur herum, er verweigert jedes Mitmachen.
Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Fangis
Textsorte: Episode

Fallbeschreibung:

Mittwochnachmittag, Sportstunde mit Maurerlehrlingen im 2. Lehrjahr.

Die Lehrlinge sind wie immer aufgestellt, und voller Tatendrang. Wir starten die Lektion mit einer Fangisform ( Mattenfangis ), das Spiel läuft sofort sehr lebhaft. In der Mitte der Halle steht Remo und zeigt uns allen, dass er nichts machen will. Plötzlich stoppt das Spiel. Alle Fängermarkierungsbändel trägt Remo oder liegen bei ihm auf dem Boden. Ich fordere ihn auf mitzumachen damit unser Laufspiel weiter geht. Er antwortet mir, so einen Mist mache ich nicht mit, ich will nur spielen. Damit unser Einlaufen weitergeht, verteile ich die Bändel neu und wir fahren mit dem Unterricht fort. Schnell wird Remo wieder gefangen und bekommt einen Spielbändel. Damit marschiert er zur Fensterseite und bleibt dort während der ganzen Sequenz stehen. Ich koche innerlich  ab dieser Provokation. Ich fordere ihn nochmals auf, mitzumachen. Er antwortet mir, ich entscheide was ich mache, und diesen Scheiß mache ich nicht. In der nächsten Lektion- Sequenz machen wir kräftigende Formen und Raufformen zu zweit. Die Partnersuche ging schnell nur Remo stand immer noch teilnahmslos an der Fensterwand . Ich habe ihm einen Partner zugeteilt. Bereits die 1. Aufgabe verweigerte Remo wieder und legte sich auf eine Matte. In mir brodelte es, ich versuchte mich zu beherrschen und bat ihn einmal mehr mitzumachen oder konsequenterweise meinen Unterricht zu verlassen und die damit gekoppelte Busse von Fr. 10.- zu bezahlen. Sport ist Scheisse und ich werde nur Spielen war seine Reaktion darauf. Um nicht zu explodieren versuchte ich mich nur noch der sporttreibenden Klasse zu widmen. Für die Raufspiele ( Rugbyformen ) die übrigens die Klasse gewünscht hat bildeten wir 2 Teams. Die Mitschüler haben Remo in ein Team aufgenommen. Auch im Spiel, das fair, aber sehr engagiert verlief, steht Remo nur herum, er verweigert jedes Mitmachen.
Plötzlich sagt ein Schüler zu Remo, wenn du jetzt nicht mittust schlage ich dir Deine Fresse zusammen. Darauf brach Remo sein provozierendes Nichtstun ab. Sein Engagement im Spiel bliebt schwach, aber die Art und Weise war nicht mehr so
aufreizend. Am Ende der Stunde erklärte ich Remo, dass ich so nicht mit im weiter arbeiten werde, und seinen Lehrmeister und seinen Klassenlehrer kontaktiere.
Auch der Klassenchef, der gegenüber Remo die Drohung ausgesprochen hat, kam noch zu mir. Er erklärt mir, dass Remo auch in den übrigen Fächer dauernd provoziert und die Klasse dieses Verhalten satt hat.
Ich bedanke mich beim Klassenchef für seine Hilfe, fordere ihn jedoch auf die Nerven nicht zu verlieren und ja nicht tätlich zu werden.
Aufgewühlt kam ich ins Lehrerzimmer und treffe einen Kollegen. Ich erzähle ihm, dass mich heute ein Schüler aufs äußerste genervt hat. Da er diese Klasse im letzten Schuljahr unterrichtet hat, meinte er: hat dich Remo provoziert? Schau, das ist ein Repetent, der auch jetzt nicht viel taugt und uns Lehrer immer wieder provoziert. Bei mir waren die Provokationen oft so stark, dass ich fast einmal die Nerven verloren hätte und ihm links und rechts eine geknallt hätte. Er beruhigte mich aber, dass es wenig mit meinem Unterricht und meiner Person zu tun hat.
Ist das so ?