Fall Nr. 28

 

Seminarist als Schüler

Schlüsselsatz: ...er hätte gedacht, er müsse so unterrichten, wie er es als Schüler während seiner Primarschulzeit erlebt habe.
Stufe: Tertiärstufe
Bewegungsfeld: Spielen
Inhalte präsentieren: Erklären
Textsorte: Episode

Fallbeschreibung:

Die Seminaristen sind im Ausbildungspraktikum 2, das ist ein 3 wöchiges Berufspraktikum in einer Schulklasse. Ich mache einen Besuch bei Beni, einem guten, zuverlässigen Seminaristen. Die Stunde zeichnet sich dadurch aus, dass alle Inszenierungen seitens des Seminaristen in die Hose gehen, sowohl beim Einlaufen mit Tennisbällen (die Schüler tragen den Ball in der Halle umher) als auch beim "Hauptteil", wo die Schüler den Ball aus dem Handgelenk ohne näheren Auftrag hin und herrollen. Die Überleitung zum Spiel, notabene Völkerball, ist eher chaotisch wie das anschliessende Spiel selbst, wo die schussgewaltigen Schüler, zwar mit einem Softball, die Situation bestimmen und den umherkreischenden Mädchen tüchtig einheizen. Als krönender Abschluss folgt ein Sitzball mit Umziehen. Bei der Besprechung, bei der Beni keine gravierenden Fehler zu entdecken scheint, mache ich meiner Enttäuschung Luft und frage konkret nach Aufbau, Ziel und Sinn dieser Lektion. Er antwortet mir mit eher fadenscheinigen Begründungen die im Ausspruch gipfelt, er hätte gedacht, er müsse so unterrichten, wie er es als Schüler während seiner
Primarschulzeit erlebt habe... Das erstaunt mich masslos und ich frage ihn, was er denn in den fast 5
Jahren Unterricht bei mir im Seminar erlebt habe und ob die methodisch-didaktischen Hinweise nicht hängengeblieben seien.
Nach der Aussprache verlasse ich etwas sinnsuchend das Schulhaus, um den Unterricht am Seminar wieder aufzunehmen. Es ist ein Einzelfall, und doch schmerzt mich die Erfahrung, einen guten Seminaristen mit einer solchen Vorstellung im Sportunterricht anzutreffen. Was ist hier falsch gelaufen?