Fall Nr. 26

 

kriege Sie eis id Frässi

Schlüsselsatz: Mached Sie das eifach nieme, s nächschti Mal kriege Sie eis id Frässi!!
Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: nicht definiert
Disziplin/Sportart: Emotionen
Textsorte: Episode

Fallbeschreibung:

Dienstagmorgen, 0800 Uhr, 16 Heizungsmonteure kommen zu mir in den Sportunterricht.
Klima bislang recht angenehm, das Niveau der Klasse ist allerdings in vielerlei Hinsicht eher dürftig... Ich selber fühle mich an diesem Morgen etwas müde, merke dies z.B. auch daran, dass ich gereizter als üblich auf die Tatsache reagiere, dass zwei Lehrlinge erst um 08.05 Uhr erscheinen. Dann, bereits nach gut zehn Minuten die entscheidende Szene: Sascha jongliert mit dem Fuss einen Volleyball, ca. 5m von mir entfernt, da ich der Klasse etwas erklären will, rufe ich: "Sascha, chasch du mir bitte de Ball schicke!" - Keine Reaktion, Sascha jongliert munter weiter - "Sascha, hörsch du uf jongliere und schicksch mir de Ball?" - Keine Reaktion - "Sascha!? Ghörsch du schlächt, de Ball bitte!" - Sascha hat sich mittlerweile leicht von mir abgewendet, jongliert immer noch und macht keine Anstalten, mit jonglieren zu hören geschweige denn, mir den Ball zu schicken! Da platzt mir der Kragen! Ich schnappe mir einen Ball aus dem Ballwagen und werfe ihn in Richtung Sascha. Der Zufall (oder eben auch Unvermögen...) will es, dass ich Sascha genau am Hinterkopf treffe. Da wendet sich dieser wie von der Tarantel gestochen, schnappt sich meinen Ball, knallt ihn auf den Boden ungefähr drei Meter an mir vorbei und schreit:"Spinne Sie eigentlich?? Mached Sie das eifach nieme, s nächschti Mal kriege Sie eis id Frässi!!" - "Hau mir bloss eis i d'Frässi, denn bisch allerdings dini Lehrstell los, das versprich i dir! Wer nid cha lose, de muess halt gspüre!" Ich spüre dabei, wie ich leicht zittere, um mich herum ist es sehr leise geworden. Einzelne schütteln den Kopf, andere beobachten mich intensiv und fragen sich wohl, wie es weitergehen soll, wiederum andere scheinen sich zu freuen, dass Sascha endlich einmal 'eins an den Kessel' gekriegt hat. Mir ist dabei unwohl, ich ordne schliesslich ein Unihockeyspiel an, um mich etwas sammeln zu können und die offensichtlich vorhandene Energie in andere Bahnen zu lenken. Tatsächlich 'normalisiert' sich die Atmosphäre nach geraumer Zeit, Sascha sucht auffällig oft den Kontakt zu mir als Schiedsrichter, die Spiele sind intensiv, die Lehrlinge sehr motiviert.
Bei der Lektionsschlussbesprechung komme ich nochmals auf den Zwischenfall mit Sascha zu sprechen. Ich entschuldige mich vor der Klasse bei ihm, dass ich ihn am Kopf getroffen habe, erkläre aber auch gleichzeitig, dass ich sein Verhalten (Jonglieren während meine Erklärungen sowie verbaler Ausraster) in Zukunft weiterhin nicht dulden werde. Wir verabschieden uns schliesslich mit Handschlag, ich bin sehr gespannt auf nächsten Dienstag!