Fall Nr. 66

 

Japanersalto

Schlüsselsatz: Der Lehrer weist Max darauf hin, dass er im Schulturnen die Schulform mit der gestreckten Steigphase zu springen habe.
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten
Disziplin/Sportart: Minitramp
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Sportunterricht in einer zweiten Sekundarklasse. Als Thema dieser Turnlektion steht Geräteturnen auf dem Programm. Die Zielfertigkeit Salto vom Reuterbrett soll in dieser Lektion erworben werden. Die Knabenklasse hat einige Erfahrung mit dem Springen vom Minitramp. Alle vierzehn Schüler getrauen sich auf dem Minitramp einen Salto zu springen. Dabei unterscheidet sich allerdings die Qualität der Bewegungsausführung (1 Kunstturner, 5-6 „Begabte“ oder „Mutige“ und 7-8 ohne grosse Geräteerfahrung oder mit weniger Risikobereitschaft).
Nach einem Aufwärmspiel wird die Muskulatur vorgedehnt und durch einige Spannungsübungen werden die Schüler aufs Springen vorbereitet. Nach Anweisungen des Turnlehrers werden zwei Sprunganlagen aufgestellt, und die Klasse wird durch den Lehrer in zwei Hälften aufgeteilt. Bei der einen Anlage springen diejenigen Schüler, welchen der Lehrer eine Hechtrolle und vielleicht sogar einen Salto zutraut. Bei der Anderen gruppiert er die eher Hilfsbedürftigen, um dort sichern zu können. Nach einigen Grundsprüngen zum Aufwärmen beginnen die Schüler mit Sprung- und Hechtrollen. Der Lehrer gibt individuelle Korrekturen und zeigt ab und zu einen Sprung vor. Nachdem alle Schüler ohne Hilfe einen Rollsprung ausführen können, fragt der Lehrer die versammelte Klasse, ob sich jemand getraue einen Salto zu springen. Ungefähr die Hälfte der Klasse meldet sich und der Lehrer sammelt sie bei der einen Sprunganlage. Die Restlichen sollen auf der anderen Anlage selbständig weiter Üben, und falls sie sich getrauen würden, sollen sie sich auch der Saltogruppen anschliessen um mit seiner Hilfestellung einen Salto zu wagen.
Der Lehrer erklärt, dass der Salto wie jeder Sprung aus einer Steig-, Flug- und einer Landephase bestehe. Er erklärt den Springern, dass sie nach dem Absprung die Hände nach vorne hoch führen sollen, um dadurch zusätzliche Sprunghöhe zu gewinnen. Danach sollen sie sich schnell nach vorne einrollen um den Salto einzuleiten.
Max (der Kunstturner) springt als Erster und steht den Salto sicher. Der Lehrer korrigiert Max indem er ihm auf seine Armbewegung aufmerksam macht, die statt nach oben gleich nach hinten gehe. Er würde dadurch entscheidend an Höhe verlieren. Max entgegnet, dass er einen Japanersalto gesprungen sei wie er ihn im Kunstturnen gelernt habe. Der Lehrer weist Max darauf hin, dass er im Schulturnen die Schulform mit der gestreckten Steigphase zu springen habe. Beim nächsten Versuch, diesmal nach Schulform, landet Max auf dem Hinterteil. Er beginnt zu schimpfen und erklärt, dass es mit seiner Technik viel einfacher sei, und die Schulform nichts tauge. Der Lehrer versucht Max zu beruhigen und sagt, dass er jetzt viel höher gesprungen sei und nur noch schneller drehen müsse, um den Sprung auch stehen zu können. Dieser stellt sich sichtlich demotiviert wieder hinten an.
Vor Max springt nun Fritz, welcher bisher immer auf dem Allerwertesten gelandet ist, und macht ebenfalls eine Art Japanersalto. Er dreht schneller als bis anhin und kann den Sprung beinahe stehen. Der Lehrer verbietet ihm diese Art des Springens und bittet ihn doch wieder die instruierte Technik anzuwenden. Nun kommt Max mit einem Japanersalto angeflogen und meint, dass es so eindeutig am besten funktionieren würde.
Der Lehrer ruft nun alle Schüler in einem Kreis zusammen und versucht den Schülern zu erklären, weshalb seine Technik die Richtige ist. Sie könnten nur durch eine gute Steigphase und genügend Höhe schwierigere Sprünge erlernen, und sie sollen doch so wie Reto springen, der heute hervorragende Fortschritte gemacht habe. Max interveniert sofort und bemerkt, dass er höher als Reto gesprungen sei und die Sprünge auch immer sicher gestanden habe. Es kommt zu einer heftigen verbalen Auseinandersetzung zwischen der Lehrperson und einigen Schülern. Max, Fritz und zwei weitere Schüler weigern sich daraufhin weiter zu springen. Der Lehrer schickt nun Max (den Redensführer) unter die Dusche und fordert die anderen Schüler auf, weiter zu machen. Als sich nun weitere Schüler weigern, bricht der Lehrer das Springen für diese Lektion ab. Er lässt die beiden Anlagen abbauen und den Rest der Stunde Fussball spielen. Der Lehrer entlässt die Schüler anschliessend ohne noch einmal auf die Vorfälle und den Rausschmiss zu sprechen zu kommen.