Fall Nr. 96

 

Heterogene Schwimmgruppe

Schlüsselsatz: „Wie wollen Sie das denn wissen? Sie haben doch gar nicht hingeguckt!"
Stufe: Primarstufe
Bewegungsfeld: Schwimmen
Inhalte präsentieren: Lehrgespräch und Coaching; Diskussion | Üben und Trainieren
Mit Schüler*innen interagieren: Beobachten – Beurteilen – Korrigieren und Feedback geben
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Schwimmunterricht in der 4. Klasse einer Gemeinschaftsgrundschule mit hohem Ausländeranteil. Die Gruppe von 16 Schülern ist aus 2 Klassen zusammengewürfelt, die meisten Kinder nehmen nur unregelmäßig am Schwimmunterricht teil (Krankheit, Schwimmzeug vergessen, ...).
9 Kinder haben schon das Seepferdchen und sollen aufs Bronzeabzeichen hinarbeiten, die anderen 7 Schüler sind Schwimmanfänger, einige sind bisher kaum in einem Schwimmbad gewesen.
Die Schüler werden mit 2 Lehrkräften im Bus zum Lehrschwimmbad gebracht, ziehen sich dort unter Aufsicht der Lehrerinnen um. Insgesamt dauert dies alles sehr lange, so dass die effektive Schwimmzeit nur knapp 30 Minuten beträgt. Die Gruppe teilt sich auf, die 7 Schwimmanfänger gehen mit einer Lehrerin in den Flachwasserbereich.
Es ist die zweite Stunde nach den Sommerferien. Die Lehrerin will heute den Brustbeinschlag üben, der auch schon Thema der letzten Stunde war. Dazu demonstriert sie diesen kurz mit Brett und erklärt die Schwimmbewegung. Anschließend fordert sie die Kinder auf ins Becken zu kommen und sich ein Brett zu nehmen.
3 der Schüler stürzen ins Wasser und beginnen zu spritzen und zu tauchen. 2 Schülerinnen gehen langsam ins Wasser und nehmen sich ein Brett, Ümit und Fulja bleiben auf der letzten Stufe der Treppe stehen und wenden sich bei Spritzern durch die anderen Kinder ängstlich ab.
Die Lehrerin fordert die Schüler auf, sich an ihre Anweisungen zu halten und sich ein Brett zu nehmen, um den Beinschlag zu üben. Dann wendet sie sich Ümit und Fulja zu und versucht sie dazu zu bewegen, doch richtig ins Wasser zu kommen, damit sie ebenfalls üben können - zunächst mit Festhalten am Beckenrand.
Schon bald haben die Anderen das Üben abgebrochen und toben, spritzen und tauchen erneut herum. Daraufhin brechen auch Ümit und Fulja ihre Übung ab.
Die Lehrerin ermahnt die Tobenden: „Könnt ihr bitte ruhig stehen bleiben, wenn ihr die Übung beendet habt, Fulja und Ümit bekommen Angst, wenn ihr so rumtobt. Ihr versucht jetzt bitte, den Beinschlag ohne Brett zu schwimmen.“
Nach dem Übungsauftrag kümmert sich die Lehrerin wieder um Fulja und Ümit, die sich kaum trauen, die Füße vom Boden zu lösen. Die anderen Schüler beginnen mit der ihnen aufgetragenen Übung, die ohne Brett allerdings deutlich schlechter gelingt und hören schon bald auf, um sich wieder gegenseitig nass zu spritzen und umher zu tauchen.
Die Lehrerin dreht sich um: „Ihr seid doch noch gar nicht fertig und ich möchte, dass ihr anständig übt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr den Beinschlag schon richtig könnt.“
Daraufhin erwidert ein Schüler: „Wie wollen Sie das denn wissen? Sie haben doch gar nicht hingeguckt, weil Sie ja nur bei Ümit und Fulja sind.“ Ein anderer Schüler: „Ja, und die können das ja auch nicht!"