Fall Nr. 31

 

Geräteturnen-Abschluss 1

Schlüsselsatz: Die Schülerin verneint dies und macht den Handstand alleine. Allerdings schlägt sie über der Matte mit den Fersen an die Wand.
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Bewegen an Geräten
Disziplin/Sportart: Boden
Inhalte präsentieren: Üben und Trainieren
Mit Schüler*innen interagieren: Helfen und Sichern
Spezielle Themen: Sicherheit
Textsorte: Chronik

Fallbeschreibung:

Transription der Helmkamera
ca. 20.40 bis 28.30 ende

Die Lehrerin versammelt die Schülerinnen um zwei Schwedenkästen, die längsseits aneinander gestellt sind. Sie erklärt die einzelnen Stationen für die folgende Postenarbeit. "Ihr geht alle an allen Stationen vorbei, egal ob ihr das Handstandabrollen bereits könnt oder nicht". Sie fordert eine Schülerin auf, die erste Station vorzuzeigen. Handstand gegen die Matte. Die dicke Matte ist an eine Wand gestellt. Die Schülerin zeigt den Handstand vor. "Oder ihr könnt euch andersrum drehen und den Handstand mit Abrollen machen". Sie zeigt auf zwei weitere Stationen, die den Schülerinnen offensichtlich klar sind. Die Lehrerin erklärt die Übungen nicht, weist lediglich darauf hin, dass sie sich gegenseitig Hilfe stehen sollen. Die Lehrerin geht zu einer weiteren Station (Kastendeckel am Boden), die Schülerinnen folgen ihr. Die gleiche Schülerin wie vorhin, zeigt wiederum die Übung vor. "Das ist die Vorübung für dort hinten" sie zeigt auf die Doppelkastenstation, damit ihr spürt, wie schmal der Kasten ist, um abzurollen. Die Lehrerin begibt sich zurück zur Doppelkastenstation, wo die meisten der Schülerinnen noch stehen. "Hier ist im Prinzip das gleiche wie dort hinten", sie zeigt auf eine weitere Station "durch wippen versuchen in den Handstand zu gelangen". Vor den Kästen steht ein Minitrampolin. Die Lehrerin fordert die Schülerinnen auf, an die Station zu gehen, an der sie beginnen wollen, "aber so, dass es überall etwa gleich viel hat". Die Schülerinnen verteilen sich auf die Stationen, während die Lehrerin zu einem Posten geht. Hier ist ein Kasten quer an die Wand gestellt, davor steht ein Minitrampolin.
Die Lehrerin fordert eine Schülerin auf, sie beim Helfen und Sichern zu unterstützen, und klettert auf den Kasten hoch. Bei diesem Posten sind ca. 4 Schülerinnen. Eine Schülerin federt in den Handstand, die Lehrerin und die zweite Helferin halten sie bei den Oberschenkeln. Die Schülerinnen turnen abwechslungsweise an diesem Gerät. Die Lehrerin unterstützt das Federn verbal.
Die Lehrerin wechselt zu einem weiteren Posten (dicke Matte an der Wand, davor dünne Matten). Zwei Schülerinnen schwingen in den Handstand und können ihn sehr gut halten. Die Lehrerin fordert sie auf die Station zu wechseln, "gut, ihr könnt das ja, ihr könnt gleich zum nächsten Posten weiter. Zwei weitere Schülerinnen machen ebenfalls den Handstand, die Lehrerin gibt technische Hinweise: "Schaut zwischen die Hände, dann wisst ihr wo ihr seid. Zehen und alles spannen". Sie fragt eine Schülerin die beim Posten steht, ob sie Hilfe braucht. Die Schülerin verneint dies und macht den Handstand alleine. Allerdings schlägt sie über der Matte mit den Fersen an die Wand. Darauf wird sie und eine weitere grosse Schülerin von der Lehrerin zum nächsten Posten geschickt.
Die Lehrerin wechselt zur Doppelkastenstation und steigt auf einen der Kästen. 26.46


Fallinterpretation:
Sicherheitsaspekte und Präventionsstufen:

Die Lehrerin erklärt in einer „Vertiefungslektion“ die Gerätebahn „Handstand abrollen“. Sie überlässt die „Erfolgseinschätzung“ und die Zuordnung zu den unterschiedlich schwierigen Übungen den Schülerinnen der Sekundarstufe I. Die Schülerinnen werden angehalten, sich gegenseitig Hilfe zu stehen und die Übungen bei allen Stationen zu absolvieren. Durch das Vorzeigen der einzelnen Übungen durch eine Mitschülerin und die Hilfestellung bei den anspruchsvollsten Übungen versucht die Lehrerin emotionale Sicherheit und ein vertrauensvolles Lernklima im Sportunterricht zu schaffen. Das partnerschaftliche Handeln durch die kooperative Hilfestellung der Mitschülerinnen unterstützt die Bewegungs-und Handlungssicherheit der aktiv Turnenden. Durch die infrastrukturellen Schutzmassnahmen (Matten, Sturzräume,) wird das Verletzungsrisiko minimiert.

Empfehlungen:

Dem Prinzip der Passung der Aufgaben könnte noch deutlicher Rechnung getragen werden, indem die Schülerinnen individuell aus der Komfortzone des eigenen Könnens in die herausfordernde Lernzone geführt werden. In der Lernzone könnte der durch individuelles, vertieftes Üben erworbene Lernzuwachs dazu dienen, die Selbsteinschätzung des persönlichen Risikos durch die Schülerinnen zu fördern und ihre Selbständigkeit im sportiven Handeln zu unterstützen.
Das Verstehen der Aufgabe (Klarheit in der Kommunikation) wird durch den Einsatz von Bewegungs-Reihenbilder und den schriftlichen Anweisungen für die Hilfestellungen der Mitschülerinnen an den Posten noch verstärkt.

Orientierungshilfen:; www.bfu.ch
Unterrichtsblätter zur Sicherheitsförderung Safety Tool Nr. 9 Stürze
Unterrichtsblätter zur Sicherheitsförderung an Schulen Safety Tool Ballspiele
Empfehlungen / Beratung:
Fernand Firmin Dr. phil. Sportpädagoge und Sport Safety Coach im Auftrag der bfu, Klusstrasse 18, 3150 Schwarzenburg, Email; ferdy.firmin@bluewin.ch