TPS-Studie

 
 

TPS - Brüche und Schlüsselstellen in Sportbiografien von Jugendlichen

Die Datenaufnahme und Codierung der Gruppeninterviews erfolgte nach der Dokumentarischen Methode von Bohnsack (2003). Aufgrund der Deutungsmuster der Jugendlichen konnten dabei fünf verschiedene Typen von Transitionsmustern ausdifferenziert werden. Der Sport nimmt im Bildungsbereich wie kaum ein anderes Fach eine ambivalente Funktion ein. Einerseits ist es Schulfach wie jedes andere Fach auch, andererseits betreiben fast 2/3 der schulpflichtigen Kinder auch in ihrer Freizeit Sport. Dies zeigt sich insbesondere in der Jugendphase für den Übergang von der Kindheit in die Erwachsenenwelt. Während Jugendliche z.B. im Sportverein bereits als "richtige" Erwachsene zählen, werden sie in der Schule meist noch als unselbständige Kinder behandelt. Damit stellt sich die Frage, welche Rolle der Schulsport bei der pädagogischen Begleitung dieser Übergangsprozesse spielt? Das Forschungsinteresse der Untersuchung gilt demnach den institutionellen Übergängen zwischen Sportunterricht, Vereinssport, informellem Sport und freiwilligem Schulsport und den damit verbundenen Beweggründen (Deutungsmuster). Die Analyse ausgewählter Sportbiografien soll mögliche Gründe für den Ausstieg aus dem Sport oder sportbiografische „Brüche“ aufzeigen, aber auch Ressourcen und „Schlüsselstellen“ aufdecken, die zu einem expliziten Verbleib im Sport führen. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Einfluss des Sportunterrichts auf die sportbiografischen Entwicklungsverläufe von Jugendlichen. Die aus Gruppeninterviews gewonnenen Daten wurden im Verfahren der dokumentarischen Methode (Bohnsack 2003) ausgewertet und zu Typen von Übergängen zusammengefasst. Nach Reinders (2006) handelt es sich bei Bildungserwerb und Freizeitaktivitäten um zwei unterschiedliche Interpretationen der Jugendphase, die er entsprechend als "Bildungs-" resp. als "Freizeitmoratorien" bezeichnet. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung zeigen, dass die von uns ausdifferenzierten fünf Transitions-Typen in (Schul-)Sportbiografien nur teilweise den differentiellen Bereichen von Reinders zugeordnet werden können. Sport wird sowohl als Teil der Bildung (Schulsport) als auch als Teil der Freizeit (formeller und informeller Sport) wahrgenommen, wobei die Jugendlichen nur selten eine Verbindung herstellen. So kommt dem Sportunterricht eine wichtige Doppelaufgabe zu – in der Typologie als "integratives Moratorium" bezeichnet – , die didaktisch und pädagogisch besser genutzt werden könnte.

Publikationen:

Messmer, R., & Amrein, R. (2011). Brüche und Schlüsselstellen in Sportbiografien von Jugendlichen. In B. Gröben (Ed.), Sportpädagogik als Erfahrungswissenschaft: Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik vom 3.- 5. Juni 2010 (pp. 246-251). Hamburg: Czwalina Verlag.

Messmer, R., & Amaro-Amrein, R. (2015). Sportunterricht zwischen Bildung und Freizeit. Schulpädagogik heute, 11, 1-17. Retrieved from http://www.schulpaedagogik-heute.de/SHHeft11/02_Forschungsbeitraege/02_3.pdf

Messmer, R., & Brea, N. (2015). Gleichaltrige in ausserschulischen Freizeitinstitutionen am Beispiel von Sportvereinen. In S.-M. Köhler, H.-H. Krüger, & N. Pfaff (Eds.), Handbuch Peerforschung. Opladen: Barbara Budrich (in Vorbereitung).