Fall Nr. 475

 

Techniktraining und Notensetzung im Volleyball

Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Volleyball
Inhalte präsentieren: Üben und Trainieren
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Im Frühjahr übernahm ich kurzfristig eine Stellvertretung in einer Klasse mit 19 Knaben auf der Stufe Progymnasium, 8. Schuljahr. Die Sportlehrerin dieser Klasse hatte sich beim Snowboarden verletzt und fiel (vorerst) für drei Wochen aus. Allerdings kristallisierte sich dann nach diesen drei Wochen heraus, dass die Verletzung schlimmer war als erwartet und darum wurde meine Stellvertretung zuerst um zwei, dann später nochmals um sieben Wochen verlängert.

Bevor ich die Stellvertretung übernahm, habe ich mich bei der Sportlehrerin über den geplanten Stoff erkundigt und sie meinte, ich könne selbst entscheiden, ob ich ihr Programm weiterführen oder etwas ganz anderes mit ihrer Klasse machen möchte. Ich habe mich aber entschieden, das geplante Programm weiterzuführen. Unter anderem trainierte die Lehrerin mit ihrer Klasse gerade Volleyball mit Schwerpunkt Pass, Manschette und Service. Sie riet mir, diese Techniken nochmals zu üben und dann eine Note dazu zu setzen. Wie lange sie jedoch schon das Thema Volleyball behandelte, teilte sie mir nicht mit und ich fragte auch nicht nach.

Wir übten also drei Wochen lang eine Lektion wöchentlich diese Techniken und ich versuchte, den Schülern nochmals die Techniken vorzuzeigen und ihnen die entscheidenden Schlüsselpunkte der Techniken klarzumachen. Um die Lektionen abwechslungsreich zu gestalten, wurde das Techniktraining jedes Mal etwas anders verpackt:

Lektion 1: Sitzball mit Ballkoordinationsaufgaben. Repetition Pass oben und Manschette zu zweit gegenüber, Pässe oben zu dritt (sog. Rundlauf), Spiel 3:3

Lektion 2: Bingo-Würfelspiel mit Aufgaben zur Ballkoordination, Pass- und Manschettentechnik, Spiel 3:3

Lektion 3: Repetition Pass und Manschette, Salz und Pfeffer zu zweit, Serviceschlacht (zwei Teams gegeneinander), Spiel 3:3

Beim Spielen fiel mir jedoch jeweils auf, dass ein grosser Teil der Spieler immer noch Mühe hatte, den Ball so abzunehmen, dass ein präziser Pass zum Mitspieler möglich war. Daher kam in den wenigsten Fällen ein interessantes Spiel zustande.

Nach diesen drei Wochen begannen die Frühlingsferien und einige Schüler wünschten sich, vor den Ferien 6:6 zu spielen. Dies taten wir dann auch, allerdings verliefen diese Spiele wenig interessant, da den Schülern die Technik fehlte, um ein flüssiges Spiel zustande zu bringen.

Nach den zwei Wochen Frühlingsferien und nachdem die Stellvertretung kurzfristig wiederum um zwei Wochen verlängert wurde, sollte ich das Thema Volleyball mit einer Note abschliessen. Die Sportlehrerin gab mir ihre Unterlagen zur Volleyballprüfung, die sie eigentlich mit der Klasse durchführen wollte. Die Prüfung bestand aus einem Parcours mit sechs verschiedenen Technikaufgaben. Die Spieler sollten nach Erfüllen der Aufgabe zur nächsten Aufgabe wechseln, der Parcours sollte dabei jeweils zweimal durchlaufen werden.

Die Aufgaben waren folgende:

1. EA: Hohe Eigenpässe - spielend absitzen und aufstehen: 6x

2. PA: Hohe Pässe übers Netz: 12x

3. PA: 6 Abnahmen (Manschette) - Zuwurf von Partner/in: je 6x

4. PA: Pass - Smash -Stopp => Pass - Smash - Stopp => ...: je 6x

5. PA: Salz und Pfeffer (Pass - leichter Schlag - Manschette - Pass - ...): 12x

6. EA: Anspiel oben auf dünne Matte: 6 Versuche

Bei der Ausführung der Aufgaben sollte ich die entsprechende Technik bewerten. Bei jeder Aufgabe konnten maximal 6 Punkte geholt werden, wobei 6 Punkte als sehr gut, 4 Punkte als genügend und 2 Punkte als ungenügend bewertet wurden.

Ich habe die Prüfung dann jedoch etwas abgeändert. Einerseits habe ich die Klasse getrennt, da ich keine Chance gehabt hätte, bei 19 Schülern gleichzeitig die Technik zu bewerten. Darum fand die Prüfung über zwei Lektionen statt (der eine Teil der Klasse spielte draussen Fussball). Zudem habe ich die Prüfung nicht in Parcoursform durchgeführt, sondern immer zwei Schüler zu mir hin gerufen und sie die Aufgaben durchführen lassen, sodass ich nur zwei Schülern gleichzeitig bewerten musste. Andererseits habe ich auch die Aufgabe 1 abgeändert, sodass sich die Schüler lediglich hohe Eigenpässe (ohne gleichzeitiges Absitzen) zuspielen mussten und bewertete dabei ihre Technik. Vor der Prüfung habe ich den Schülern auch nochmals die Kriterien erläutert, nach welchen ich bewerten werde.

Die Prüfung selbst lief dann reibungslos ab. Allerdings war ich mit der Prüfung im Nachhinein unzufrieden. Ich konnte den Schülern zwar eine Technik-Note setzen, diese war jedoch nicht sehr spielnah. Ausserdem waren die Aufgaben vier und fünf sehr schwierig auszuführen (obwohl ich dort relativ mild bewertet habe). Die Aufgabe sechs, wo das Anspiel auf einer der drei am Boden ausgelegten Matten landen musste, um einen Punkt zu erhalten, war auch bezüglich der Anspiel-Technik nicht sehr aussagereich.

Daher habe ich mich gefragt, wie man als Sportlehrperson das Thema Volleyball in der Schule angehen und wie dann eine Leistungsüberprüfung stattfinden könnte, die spielnah ist?