Fall Nr. 491

 

Handball mit 22 Schülerinnen

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Handball
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Die Gymnasialklasse 3ae (entspricht dem 8. respektive dem 9. Schuljahr) besteht aus 22 Schülerinnen. In der Lektion geht es um den Sprungwurf im Handball. Die Lehrerin kommt in die Halle und ruft ihre Schülerinnen zusammen, welche sich bereits in der Halle in Grüppchen verstreut befinden und zwar mit den Worten: "Lasst uns beginnen und kommt alle Mal etwas näher!" Sara springt auf, rennt auf die Lehrerin zu und stellt sich 2cm neben sie, während sich die anderen Schülerinnen im Halbkreis hinstellen. Die Lehrerin grüsst Sara, bleibt so nahe bei ihr stehen und beginnt die Stunde. Sara muss immer wieder grinsen, wird aber von der Lehrerin ignoriert. Auch die anderen Schülerinnen sind wenig beeindruckt von Sara, denn Sara drängt sich auch sonst immer wieder einmal in den Vordergrund und geniesst keine grosse Beliebtheit in der Klasse. Beim Erklären des ersten Spiels stösst die Lehrerin beim Gestikulieren gar ihren Ellenbogen in Saras Schulter. Sie entschuldigt sich bei ihr. Sara steht noch immer so nahe bei der Lehrerin, welche unbeirrt weiter erklärt. Die Schülerinnen wünschen, dass sie die vier Teams selber machen dürfen. Die Lehrerin willigt ein. Die Schülerinnen stehen in Grüppchen zueinander. Es bilden sich aber fünf Teams und eine Diskussion. Um Zeit zu sparen, greift die Lehrerin ein und bittet eine Gruppe, sich auf die anderen vier zu verteilen. Die aufgelöste Gruppe beschwert sich, verteilt sich aber dann auf die anderen Gruppen.
In je einer Hallenhälfte spielen zwei Teams gegeneinander Wand-ab-Ball. Das ist eine Abwandlung von Schnappball, bei der ein Punkt erzielt werden kann, wenn der Ball via Boden an die gegnerische Wand geworfen und von einem Teammitglied gefangen werden kann. Das Spiel funktioniert nicht auf Anhieb. Immer wieder werfen Schülerinnen den Ball zuerst an die Wand anstatt zuerst auf den Boden, nur einige Schülerinnen haben den Dreh raus. Zudem macht sich Sara einen Spass daraus, den Ball von zuhinterst einfach übers ganze Spielfeld zu werfen und verunmoglicht so ein Zusammenspiel in ihrer Mannschaft. Die Lehrerin bricht nach drei Minuten ab und lässt gewöhnliches Schnappball spielen (zehn Pässe geben einen Punkt), was gut funktioniert.
Als Nächstes gehen die Schülerinnen in Paaren zusammen und repetieren den Kernwurf mit Anlauf. Dazu stellen sie sich vis à vis (Hallenbreite) gegenüber.
Die Lehrerin ruft die Klasse zusammen und erklärt: "Wir schauen nun den Sprungwurf an. Weiss jemand, was ein Sprungwurf ist?" Sara redet daraufhin einfach dazwischen und erwidert belächelnd: "Halt ein Wurf mit einem Sprung." Die Lehrerin bejaht die Antwort und fragt, ob jemand den Sprungwurf vorzeigen könne. Sara schnappt sich einen Ball, springt in die Luft, wirft den Ball senkrecht mit beiden Händen an die Decke und sagt dabei: "Sprung und Wurf." Die Schülerinnen lachen. Die Lehrerin sagt: "Das ist eine Variante, ich zeige euch nun eine andere Variante, die effektiver ist, um ein Tor zu schiessen." Sie zeigt den Sprungwurf vor, erklärt den Anlauf, zeigt den Sprungwurf nochmals vor und gibt den Schülerinnen den Auftrag, den Sprungwurf zu üben und zwar so wie vorher - zu zweit vis à vis. Da die Schüsse nun etwas schärfer und unpräziser kommen, haben die Schülerinnen Angst, den Ball zu fangen und der Ball prallt oft an die Wand und zur Schülerin, die soeben geworfen hat, zurück. Die Lehrerin lässt die Übung laufen und stellt vier Langbänke und zwei Tore für die nächste Übung auf. Nach einiger Zeit macht sich Sara einen Spass daraus, ihre Partnerin abzuknallen. Diese kreischt, versucht den Ball zu erwischen und knallt Sara auch ab. Dabei stören sie die anderen, weil sie in die Passwege laufen. Die Lehrerin ermahnt die beiden und beendet dann die Übung. Währenddem die Lehrerin die nächste Übung erklärt, muss Sara immer wieder lachen. Sie ist völlig aufgedreht. Erst lachen einige Schülerinnen mit, dann finden sie es aber nicht mehr lustig und hören damit auf. Trotz den bösen Blicken der Lehrerin kann sich Sara nicht beherrschen und lacht weiter. Die Lehrerin mahnt: "Sara, könntest du dich bitte zusammenreissen, ich möchte die nächste Übung erklären!" Sara kann sich noch immer nicht beherrschen und kriegt erneut einen Lachanfall. Darauf hin bietet ihr die Lehrerin an, sich in den Geräteraum zurückzuziehen, um sich wieder zu fangen. Sara lehnt ab und beherrscht sich.
Es stehen je zwei Langbänke links und rechts an den Kreisen der beiden Hallenseiten und als Tore dienen Unihockeytore. Die vier Teams vom Aufwärmspiel verteilen sich an auf die 4 Langbänke. Die Schülerinnen starten aus dem Stand und machen einen Sprungwurf über die Langbank aufs Unihockeytor. Von der Lehrerin wurden sie instruiert, dass die Rechtshänderinnen den linken Fuss und die Linkshänderinnen den rechten Fuss auf die Langbank setzen müssen. Jeweils eine Schülerin steht im Tor und muss einmal von rechts und einmal von links einen Ball abwehren. Die Torhüterinnen sind nicht lange im Tor, da ihnen die Schüsse zu stark sind und sie Angst haben. Die Lehrerin lässt die Übung weiterlaufen - einfach ohne Torhüterinnen. Ohne die Torhüterinnen müssen die Schülerinnen ihren Ball selber aus dem Tor holen und da 11 Schülerinnen auf ein Tor werfen, kommen die einzelnen Schülerinnen nur wenige Male zum Werfen, obwohl die meisten Schülerinnen sehr motiviert wären. Die Lehrerin läuft von Gruppe zu Gruppe und korrigiert, wenn nötig. Dabei schaut sie vor allem, dass der Anlauf stimmt. Nachdem sie bei allen Gruppen einmal gewesen ist, bricht sie die Übung ab. Es wird nun Minihandball (4+1 Spielerinnen auf Unihockeytore, kleinerer Kreis, Softball statt Handball) gespielt. Tore durch einen Sprungwurf ergeben drei Punkte. Zwei Gruppen spielen gegeneinander, während die anderen beiden Gruppen im Treppenhaus zwei Mal vorwärts und zwei Mal rückwärts hoch und runter laufen (dauert 2-3 Minuten). Wenn die beiden Teams die "Treppenrunden" fertig gelaufen sind, gibt es einen Wechsel.
Zuerst spielt Team Rot gegen Team Gelb. Dieses Spiel funktioniert gut, es wird viel gelaufen und gut verteidigt (Manndeckung) und es gibt schnelle Gegenstösse. Auch Sprungwürfe werden gemacht. Das nächste Spiel findet zwischen Team Grün und Team Blau statt. Die beiden Mannschaften sind deutlich schwächer einzustufen, als die anderen beiden, aber spielen etwa gleich stark. Das Spiel ist nicht so schnell wie das von Team Rot und Gelb, aber funktioniert auch. Sprungwürfe werden nicht gemacht. Als Nächstes spielt Team Rot gegen Team Blau. Bis klar ist, welches Team gegen welches spielt und wer nochmals "Treppenrunden" läuft, vergehen einige Minuten. Das Spiel wird von Team Rot völlig dominiert, so dass es für beide Teams unbefriedigend ist. Einige Spielerinnen von Team Blau resignieren und laufen nicht mehr in die Verteidigung zurück. Das letzte Spiel sollte zwischen Team Gelb und Grün stattfinden, doch Team Grün taucht einfach nicht mehr auf. Die Lehrperson schickt eine Schülerin ins Treppenhaus, um die fehlenden Spielerinnen zu holen. Es dauert eine ganze Weile bis die Schülerinnen in gemütlichem Tempo in die Halle spazieren. Die Lehrerin schimpft: "Ich finde es sehr schade, dass ihr euch nur dann bewegt, wenn ich hinschaue. Ich habe gedacht, ihr wärt selbstständiger! Nun bleibt uns keine Zeit mehr fürs letzte Spiel."
Die Lehrerin lässt die Tore verräumen, sammelt die Bändeli ein und verabschiedet die Schülerinnen.