Fall Nr. 30

 

Gold in China holen

Schlüsselsatz: Ich fühlte mich so elend, dass ich ein solches Spiel machte, bei dem dieser Schüler überhaupt keine Chance hatte
Stufe: Sekundarstufe I
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Laufspiel
Mit Schüler*innen interagieren: Differenzieren und Individualisieren
Spezielle Themen: Inklusion
Textsorte: Episode

Fallbeschreibung:

Mein erster Kontakt mit der vierten Klasse aus B. war eine kurze Stellvertretung. Ich wurde nur sehr dürftig über die 26 Schülerinnen und Schüler informiert. Auf etwas Spezielles wurde von der zu vertretenden Lehrperson nicht hingewiesen. An diesem ersten Morgen stand Sport auf dem Stundenplan.
In der Halle machte ich zum Aufwärmen ein Spiel, das Gold in China holen heisst. Die Schülerinnen und Schüler rennen dabei immer wieder quer durch die Halle an den Wächtern vorbei, um auf der anderen Hallenseite Bändeli holen zu gehen und sie auf ihre Seite zu bringen.
In meiner Nähe, am rechten Hallenrand stand ein Junge und hüpfte nur ungelenkig und etwas träge bis kurz über die Linie und immer wieder zurück, denn die Wächter näherten sich ihm gefährlich. Ich sah, dass sein rechtes Bein viel dünner war als das linke und dass er es beim Gehen nicht im Knie biegen konnte, sondern es wie ein Stützstock ein wenig schräg nach aussen abstützte. Ich fühlte mich so elend, dass ich ein solches Spiel machte, bei dem dieser Schüler überhaupt keine Chance hatte, auch ein Erfolgserlebnis zu haben. Seine Schwächen wurden in einem solchen Fall total aufgedeckt. Andererseits war ich auch wütend auf die andere Lehrerin, die mir unbedingt hätte sagen müssen, dass es in ihrer Klasse einen Jungen mit einem Klumpfuss gibt.