Fall Nr. 486

 

Einführung Tchoukball

Stufe: Sekundarstufe II
Bewegungsfeld: Spielen
Disziplin/Sportart: Tschoukball
Inhalte präsentieren: Lehrgespräch und Coaching; Diskussion
Textsorte: Didaktischer Text

Fallbeschreibung:

Schule: Gymnasium Kirschgarten Basel
Schüler: ca. 16 Schüler
Thema: Tchoukball - Einführung
Zeit: 15:45-17:00 Uhr
Ort: St. Jakob, Beach-Soccer-Feld

Die allermeisten Schüler sind für Spielsportarten, insbesondere für Fussball, zu begeistern. In der vorhergehenden Lektion informierte ich sie, dass wir in der folgenden Lektion Tchoukball spielen werden und fragte sie, ob sie das Spiel kennen. Da keiner weder Erfahrung damit noch eine Vorstellung davon hatte, gab ich ihnen den Auftrag, sich auf die nächste Lektion hin im Internet über die Sportart Tchoukball schlau zu machen. Zu Beginn dieser Lektion fragte ich die Schüler, wer diesen Auftrag tatsächlich erledigt und nun eine Ahnung von Tchoukball hat, woraufhin sich aber keiner meldete. Daraufhin gab ich den Schülern die Information, dass es mit einem Ball sowie mit zwei Tchouks gespielt wird und wir das Spiel aus einer Grundform heraus gemeinsam entwickeln werden, sie also die Regeln mitbestimmen dürfen. Zum Aufwärmen liess ich die Schüler dann ein Schnappball spielen, wobei sie ziemlich engagiert bei der Sache waren. In der Folge baute ich noch eine Wurfübung ein, damit sie ein Gefühl für den Rückprall des Balles vom Tchouk erhalten. Auch während dieser Übung zeigten sie sich motiviert. Daraufhin habe ich zwei Teams mit je einem Captain gebildet und diesen die Aufgabe gegeben, untereinander
auszumachen, wie Punkte erzielt werden können und welche Regeln es geben soll. Die einzige Vorgabe war, dass nur mit den Händen gespielt und die verbotene Zone vor den Tchouks nicht betreten werden darf. Für diese Aufgabe hatten die Captains zwei Minuten Zeit. Die vereinbarten Regeln gaben sie ihren Mitspielern weiter. Wie von mir erwartet, ergab sich ein Spiel, bei dem ein Punkt erzielt werden konnte, indem der Ball ans Tchouk geworfen und von einem Mitspieler wieder gefangen wird. Unklar blieb, was als Foul gewertet werden sollte und nachdem es einige rugbyähnliche Szenen gab, intervenierte ich und sagte, dass von jetzt an nur noch ohne Körperkontakt gespielt wird. Ein Schüler erwiderte: "Sie haben aber gesagt, dass wir die Regeln bestimmen dürfen, und wir wollen mit Körperkontakt spielen." Ich verwies darauf, dass Tchoukball an sich ein körperloses Spiel ist und die vielen Sportverletzungen durch den Körperkontakt mit ein Grund waren, warum Tchoukball überhaupt erfunden wurde. Das Spiel wurde nun ohne Körperkontakt fortgesetzt, wobei der angesprochene Schüler und auch einige andere nur widerwillig mitmachten. Nach einer Weile unterbrach ich das Spiel und fragte die Schüler: "Es gibt zu viele Punkte und fast keine Ballverluste. Was können wir ändern?" Die Schüler antworteten alle durcheinander und gaben die unterschiedlichsten Vorschläge von sich. Einer sagte, dass der Ball nicht auf den Boden fallen dürfe. Diesen Vorschlag nahm ich auf und meinte: "Von jetzt an spielen wir so, dass der Ballbesitz wechselt, wenn der Ball auf den Boden fällt. Und ausserdem können Punkte von nun an nur noch erzielt werden, wenn man so auf das Tchouk wirft, dass der Gegner den Ball nicht fangen kann." Gegen diesen Vorschlag wehrten sich die Schüler. Sie wollten die ursprüngliche Regelung zur Erzielung von Punkten beibehalten. Daher sagte ich: "Offiziell wird Tchoukball aber so gespielt und ich schlage vor, dass wir es von jetzt an nach den offiziellen Regeln spielen. Ich erklärte die wichtigsten Regeln und das Spiel wurde in der offiziellen Form fortgesetzt. Die Schüler wirkten jedoch unmotiviert und einige hatten offensichtlich auch gar nicht verstanden, wie sie zu Punkten gelangen können. Deshalb unterbrach ich das Spiel nochmals, um die Regeln ein zweites Mal zu erklären, doch die Mehrheit der Schüler blieb lustlos. Ein Schüler meinte sogar, dass es ein "Scheiss-Spiel" sei, und setzte sich auf den Boden. Erst durch mein Zureden machte er wieder mit. Ein wirkliches Spiel kam gar nicht zustande. Schliesslich brach ich das Spiel ab und liess die Schüler Beach-Soccer spielen. Dabei zeigten sie dann wieder mehr Engagement. Ein Beach-Soccer-Spiel hatte ich für den Schluss der Lektion sowieso auf dem Programm. Insgeheim hoffte ich aber, dass sie an Tchoukball derart Gefallen finden würden, dass es sich erübrigt hätte.